Anfangs Juli vor sechzig Jahren schnallte ein junger Nalser seinen Ranzen über, zog von zuhause fort und landete in Bruneck, wo die Frächterfirma des Hans Pezzei eilgeboten worden war. Franz Lochmann, der schon als Bub gerne mit Autos spielte und oft Stundenlang dem Verkehr unter seinem Fenster zusah, die Chauffeure beobachtete, wie sie kraftvoll das riesige Steuerrad drehten, das zur damaligen Zeit nicht recht viel kleiner als eine mittlere Fassbinde war, bot sich plötzlich und etwas unerwartet die Chance, seinen Kindestraum zu erfüllen. Hans Pezzei war von der sprühenden Kraft des Nalsers beeindruckt, musste aber zugleich zur Kenntnis nehmen, dass sein Gegenüber trotz aller Begeisterung ein ganz zäher Verhandlungspartner war. Die beiden feilschten um jeden Schraubenzieher, bis man endlich handelseins war.
Franz Lochmann war ein heller Junge. Er wusste, dass sich in Bruneck – so man Erfolg haben, ins Geschäft kommen wollte – Freunde als Wegbegleiter brauchte. Seine offene und unkomplizierte Art mit anderen umzugehen, kam ihm dabei sehr zu Hilfe. Der Jungunternehmer brauchte nicht lange, um Fuß zu fassen. Seine Dienste auf der Strecke Bruneck-Bozen verkaufte er problemlos. Während er Tag für Tag hinterm Steuer des schweren Vehikels saß, besorgte seine Frau Anna die Büroarbeit. Lochmann wusste zwar, dass auf der Straße allerhand passieren konnte, aber dass auch er von Missgeschicken heimgesucht werden könnte, daran dachte der sichere Fahrer überhaupt nicht. Vielleicht lag genau darin die Ursache für das böse Erwachen, als er eines Tages fassungslos in einem Meer von verstreuten Paketen stand und die Räder seines LKW’s wirkungslos in der Luft zappelten wie ein auf den Rücken gefallener Tausendfüßler. Der Lohn vieler Tage harter Arbeit war mit einem Schlag dahin, doch er ließ sich deshalb nicht entmutigen. Im Gegenteil! Er packte umso härter an, streichte emsig Scheinchen um Scheinchen ein. Seine gewissenhafte Arbeit wussten die Auftraggeber sehr wohl zu schätzen. Der Kreis seiner Kunden wurde immer größer, sodass Lochmann seinen Fuhrpark allmählich vergrößerte. Heute besitzt er zehn dieser Straßenkreuzer und beschäftigt 13 Mitarbeiter. In dem Betrieb eingestiegen sind mittlerweile auch seine Tochter Evi und einer seiner Söhne Paul.
Den täglichen Paketdienst von Bruneck nach Bozen und zurück hat er schon vor Jahren aufgegeben und sich ganz auf nationale und internationale Transporte umgestellt. Die Firma, die früher unter dem Namen Auto Gader bekannt war, heißt heute Lochmann KG. Sie hat ihren Sitz in der Toblstraße in Bruneck.